Ich weiß, ich bin spät dran. Schon vor zwei Wochen hätte ich diesen Artikel mal schreiben können...
Aber die ersten Tage in Deutschland war ich erstmal etwas faul. Dann hat die Uni wieder angefangen und mit ihr die anfänglichen Organisationen.
Ich sehe gerade, mein letzter Artikel handelt ja noch von der NIE-Sache. Von dem ganzen Spaß, den ich da erleben durfte. Fehlt also so einiges. Hoffentlich kann ich mich noch an alles erinnern. Man wird ja nicht jünger...
Der 30. September war also mein letzter Arbeitstag auf der Baustelle in Calvià. Ich hab Apfelstrudel gemacht und Sprühsahne gekauft. Naja, um ehrlich zu sein, der Apfelstrudel war nur halb selbstgemacht, der Blätterteig war von Mercadona aus dem Kühlregal. Am allerletzten Tag hatte ich wirklich fast gar nichts zu arbeiten. Die Zeit verging einfach nicht. Ich kann ja auch nicht den ganzen Tag im Netz surfen, das fällt dann irgendwann schon auf.
Boshaft wir wir sind, haben meine Kollegin und ich überlegt, ob wir den netten Herrn von der Personalabteilung in Madrid nochmal anrufen und fragen, was wir denn nun mit meiner Mitarbeiterkarte machen, ob die nach Madrid geschickt werden soll. Wenn er dann eine Antwort gegeben hätte, egal welche, hätte ich ganz unschuldig nochmal gefragt, ob er sich diesmal sicher ist, oder ob ich lieber nochmal seine Kollegin fragen sollte, nicht, dass es wieder nicht stimmte. Aber in Madrid ist man scheinbar nicht so fleißig, wie auf der Baustelle, denn als ich da angerufen habe, war schon niemand mehr im Büro. Schade, das wäre doch mal ein Spaß gewesen.
Große Verabschiedungsszenen gab es nicht gegen Feierabend, weil ich ein paar Tage später meinen Geburtstag am Strand feiern wollte und dabei dann fast alle wiedergesehen hätte aus dem Büro. Mit einer Ausnahme, aber gut, das ist wieder eine andere Geschichte, die nicht hierher gehört und diese Kollegin hat inzwischen auch ihr Fett weggekriegt...
Nach der Arbeit (an diesem Tag kann man das wirklich nicht so nennen, aber sagen wir's mal so) ging es mit zwei Kollegen in die gleiche Bar, in der ich an meinem ersten Arbeitstag war. Die Surfer-Bude. Wie melancholisch...
Wieder daheim in der WG musste dann der Liter Tinto dran glauben, den ich noch hatte. Das war eine eher schlechte Entscheidung im Nachhinein, weil am nächsten Tag war ich etwas "krank". Das war dann der erste Oktober. Viel habe ich da nicht gemacht, geschlafen, gegessen und im Mercadona war ich einmal, aber so im authentischen Penner-Outfit, weil ich einfach zu faul war, mir was ordentliches anzuziehen...
Am Tag darauf musste ich "früh" aufstehen, weil meine Eltern mich besuchen kamen und ich sie vom Flughafen abholen wollte. Gegen halb elf stand ich dann in der Wartehalle und es war richtig schön, sie wiederzusehen. Sie waren ganz herbstlich-warm angezogen noch. Schonmal ein Vorgeschmack auf meine Zukunft in Deutschland.
Mietwagen abgeholt und zu ihrem Hotel gefahren. Meine Mutter hatte noch ein Körnerbrötchen mit, das hab ich ihr dann gleich mal gierig weggegessen, weil ich sowas ja schon lange vermisst habe.
Das Hotel war in Hafennähe, ziemlich weit von der Innenstadt entfernt. Am ersten Tag waren wir gleich einmal wie die anderen deutschen Touristen, mit denen die Stadt tagsüber gesteckt voll war, in einer Tapas-Bar. klar, dass um uns herum nur andere deutsche und Engländer saßen, Spanier essen ja noch nicht mittags halb zwölf.
Danach sind wir in so einen roten Touristenbus gestiegen und haben Palma mal ein bisschen auf die Touristenart angeschaut. Am Castell Bellver, dem Schloss/der Burg über Palma, sind wir ausgestiegen. Von dort aus hat man eine schöne Aussicht über den Hafen. Vom dach der Burg hat man einen noch besseren und kann auch fast ganz Palma überblicken. Fotos lade ich davon gleich mal hoch.
Am späten Nachmittag habe ich meinen Eltern dann die WG gezeigt, sie waren nicht so sehr begeistert und wollten sich auch nicht so lange dort aufhalten. War halt wirklich nicht so sauber...
Abends bin ich mitgegangen ins Hotel, um dort im Pool (yeah) eine Runde zu schwimmen. Eine sehr kleine Runde, der Pool war ziemlich klein.
Am nächsten Morgen, dem Tag der deutschen Einheit :-), haben wir uns zum Brunch-Kaffee in einem Café direkt am Hafen getroffen zwischen den Booten und haben den Tag geplant. Es ging noch einmal los mit dem autobús turistic und wir stiegen dann an einem Markt aus, der sich in Playa de Palma-Nähe befand. Keine Ahnung, wie der heißt.
Schön Tasche und Wertsachen festhalten, da war nämlich viel los und auch viele Menschen, die einen so komisch von der Seite angeschielt haben...also lieber vorsichtig sein. Abends wieder angekommen in der WG habe ich schon langsam angefangen, meine Sachen zusammenzupacken, eine traurige Aufgabe...
Am nächsten Tag wollten meine Eltern mal den Ballermann sehen. Na klar, also hin da und die "wichtigsten" Punkte abgelaufen. Bierstraße, Schinkenstraße, Balneario 6. Im Vergleich zu den anderen Balnearios war da noch recht viel Betrieb, aber lange nicht so viel, wie im Sommer, in den Sommerferien. Das Alter der Ballermann-Urlauber war inzwischen auch gut um die 20 Jahre gestiegen und das natürlich auch am balneario. Es war wie im Zoo. Wir standen da und schauten uns um und sahen die Leute auf der flachen Steinmauer sitzen, in der Hand wahlweise eines oder mehrere Getränke oder Exemplare des anderen Geschlechts, daneben ein Ghettoblaster aus dem die schlimmsten Ballermann-Hits dröhnen. Ein Stern...blabla...komm wir fahren nach Amsterdam...blabla verlieben verloren...
Und alle singen trotz oder eher wegen ihrer Fahne lauthals mit. Man möchte gar nicht denken, dass sich betagte Frauen so billig an gleichaltrige Männer ranschmeißen und das auch noch vor Publikum, aber wer so etwas sehen will, der fahre im September/Oktober an den Ballermann. Auch kann man da so kleine Grüppchen von Hausfrauen, die mal aus dem heimischen Trott ausbrechen oder Schützenvereinskumpels antreffen. Aber das ist ja alles noch viel angenehmer, als in den Sommerferien, wenn die Halbstarken den Strand bevölkern.
Nach einer Weile am Strand-Herumgeliege, sind wir aufgestanden und haben uns in eine Dönerbude gesetzt. Döner macht schöner. Jetzt weiß ich auch, woher der Spruch kommt. das ist nämlich der Werbeslogan dieser Dönerkette, die auch in Palma-City vertreten ist. Kann ich empfehlen. Leckerer Döner in Ost-Qualität. (Döner in Bayern schmecken bei Weitem nicht so gut, wie Döner in Berlin und Umgebung!!! Die werden irgendwie anders gemacht.) Ja, netterweise hat mein Vater mich beim Döner-essen fotografiert. mal schauen, wenns mich nicht zu sehr entstellt, kann ich das Bild ja hochladen. Gegen Abend haben wir beim Mercadona Getränke und Käse, Oliven, Schinken und Chorizo besorgt, denn es war Samstag und am nächsten Abend wollte ich am Strand in meinen Geburtstag reinfeiern. An diesem Abend bin ich nicht wieder in die WG gefahren, weil ich dort schon ausgezogen war und nun auch ein Zimmer im Hotel hatte. Sehr schön.
Am vierten Oktober haben wir den Tag größtenteils am Pool im Hotel verbracht. Ich musste mir dann am Nachmittag bei 23 Grad schon etwas über dem Bikini ziehen, weil mir kalt wurde. Wie sollte das denn nur zurück in Deutschland wieder werden?!
Abends sind wir zum Strand gefahren und haben dort auf meinen Geburtstag gewartet. Dabei ein bisschen getrunken und gegessen...Als es dann 12 Uhr war und eine Sektflasche geöffnet wurde, und der Korken wegflog, dachte ich erst, erschien eine Sternschnuppe am Himmel. Ich dachte erst, dass das der Korken ist, aber das wäre etwas zu weit weg und zu hell gewesen. Mensch, das war ja mal schön kitschig. Pünktlich um 12 eine Sternschnuppe zum Geburtstag. Aber gepasst hat es.
Ein paar Stunden Schlaf später sind wir nach dem Frühstück an einen Strand gefahren und haben dort den Tag mehr oder weniger verbracht. Auch am nächsten Tag haben wir einen Strandausflug gemacht, aber dieses mal zum schönsten Strand, den ich auf Mallorca erlebt habe. Es trenc. Diesmal aber ein Stück weiter, als beim ersten Mal. Auf dem Weg dorthin sind wir an Salinen und Molen (heißt das so?) vorbeigefahren und an großen Salzbergen. Hoffentlich säubern die das Salz noch, bevor es verkauft wird, schließlich sind ja die Salzberge Wetter und Tieren ausgesetzt draußen...naja, aber in meiner dummen Unwissenheit denke ich schon, das sie das tun... :-)
Das Wasser an dem Strand war sehr klar und der Sand weiß und fein. Dieser Traumstrand hatte aber auch seinen Preis: 5 Euro Parkgebühren hinter den Dünen und 15 Euro Gebühr für einen Sonnenschirm und zwei tumbonas. Mit den Urlaubern kann man's ja machen.
Am siebten Oktober ging es wieder heim. Sehr früh. Viel zu früh. Was die Tageszeit betrifft und auch so hätte ich schon noch ein paar Monate auf Palma ausgehalten. Aber man muss ja vernünftig sein. Erstmal studieren, dann auswandern. Und dann vielleicht auch nicht nach Palma, sondern lieber nach Barcelona.
Meine Eltern sind in den Flieger nach Berlin und ich nach - erstmal - Düsseldorf eingestiegen. Ich musste dort umsteigen und weiter nach Nürnberg fliegen. Im Flugzeug nach Düsseldorf saß so ein fünfzigjähriger selbstgefälliger Proll drei Reihen vor mir. Und ich dachte immer, schreiende Kinder von überforderten Eltern wären schlimm im Flugzeug. Aber das war echt noch einen Tick schlimmer. Sowieso lasen alle um mich herum im Riesen-Flieger Bildzeitung. (mir egal, ob die Schöneberger und Philipp Lahm die gut finden - was sie natürlich auch nur für Geld sagen und sich damit ihr Image in meinen Augen ein Stück weit versauen) Aber der Typ vor mir referierte und kommentierte die Artikel. Suuuper. Und seine schlauen Ausspüche, die sich auch nicht immer auf die Bildzeitung bezogen. Das alles wäre ja gar nicht so schlimm, wenn er es nicht so gemacht hätte, dass das halbe Flugzeug daran teilhaben konnte. Hätte ich was dagegen gesagt, oder ihn gebeten, etwas leiser scheiße zu labern, hätte ich mich warscheinlich noch auf einem blöden Niveau mit ihm herumstreiten müssen und diskutieren. Also durchatmen und aushalten. Irgendwann hat er dann auch mal den Mund gehalten und dann hat ein mann hinter ihm eine (warscheinlich auch die Bild) zeitung gelesen und beim umblättern, wir wissen es alle, raschelt die Zeitung hin und wieder. Jedenfalls hat sich der Proll dann aufgeregt und meinte, ob er das rascheln nicht unterlassen könnte, das störe ihn. Also da musste ich mich noch mehr zurückhalten, nichts zu sagen...
Angekommen in Nürnberg mit der kleinen havilland, die in letzter Zeit ja öfter mal abgestürzt war- diesmal aber nicht - schlendere ich so gemütlich zum Gepäckband und wundere mich, wie schnell die Koffer da schon langlaufen. Ah, falsch geschaut ich komme ja nicht aus Istanbul. Falsches Band. Doch auch am richtigen Band kam mein Koffer nicht vorbeigefahren. Es war schnell leer, denn das Flugzeug war ja nur sehr klein und auch nur zur Hälfte besetzt, aber mein Koffer kam einfach nicht. Verunsichert und ein bisschen ängstlich, dass er irgendwo in Düsseldorf oder sogar Palma aufgeplatzt und einfach entsorgt (ja, ich weiß, das ist Quatsch, aber an solche Dinge denkt man in diesen Momenten) wurde, bin ich zum Lost&Found Center gegangen und habe meine Daten aufnehmen lassen. Wenn mein Koffer nicht in fünf Tagen (fünf Tage?!?!?!?!?) zu mir nach Hause geliefert werden würde, so sagte man mir, müsse ich ein Formular ausfüllen mit ANgabe über den kompletten Inhalt und würde finanziell entschädigt werden. Na toll. Diese Sachen hatten doch auch nen ideellen Wert!! Frustriert dann wieder rausgegangen und von Michi in Empfang genommen worden. ich musste mich im Zaum halten, nicht die ganze Zeit über meine Fluggesellschaft zu schimpfen und mich zu freuen, wieder "daheim" zu sein. Michi(übrigens der Freund meiner besten Freundin) war so lieb, dass er sogar mit mir zu Lidl gefahren ist im Anschluss, weil mein Kühlschrank ja leer war. Da stand ich nun in dem Discounter und staunte wie ein kleines Kind über alle die Produkte, die ich so vermisst hatte und die ich nun ganz einfach kaufen konnte. Jeden Tag. Zu normalen Preisen. Was ich wollte. Das war ein Glücksmoment.
In meiner Wohnung zurück, freute ich mich über...